Hunde bellen

 

 

Hunde bellen
strecken ihre Pfoten
aus üppig wucherndem Gebüsch
spreizen ihre spitzen Hühnerkrallen
jagen durch den Auwald
klettern auf die Bäume
als ob dort oben
jemand säße
spielende Mädchen
und ich bin barfuss
ob ich keine Schuhe habe, ich weiß es nicht.

 

Thomas Steiner

 

Das Gedicht erzählt eine sinnfällige Geschichte mit einer ungewöhnlichen Wendung die wie ein Tagtraum anmutet. Die Bilder sind kraftvoll und sprachlich ausgewogen formuliert, zudem bietet die Metapher "keine Schuhe" dem Leser einigen Interpretationsraum. CMM


 

 

 

Freund

 

Mein Freund
Ist das Brot des Tages
Das Oberbett in der Nacht
Die Kleider die ich trage
Der die Einsamkeit
Und die Liebe gebracht
ICH

 

 

Heidrun-Auro Brenjo

 

 

 

 

Das Bemerkenswerte an diesem Text ist, dass die Autorin sich selbst zu einem guten Freund erklärt, was für viele Lyriker nicht unbedingt selbstverständlich ist, denn ein großer Teil aller Lyrik (und aller Kunst schlechthin) resultiert aus einem Mangel, einer Deformation etc. CMM

 

 

 Wir schwimmen leise
in den versunkenen
Städten der Toten
am Grund -
gleiten durch Gärten
aus blühendem Tang
in verwaschene Winkel
und knotige Mauern,
netzen das gefilterte
Licht
und steigen gereinigt
und zitternd
vor Herzschmerz
an Land

 

 

Dorothee Lütkoff

 

Obgleich dieses Gedicht in Hinblick auf die sprachliche Gestaltung eine Nähe zur Prosa aufweist, sind die Bilder von hinreißender poetischer Kraft. Der Leser wird auf magische Weise zu einer Reise verführt, die eine kathartische Wirkung hat. Er wird am Ende zustimmen. WB

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PING
PONG

 

Wörter fließen
rein und raus
Blicke ziehen
an und aus
Lippen formen
ah und oh
Augen morsen
stop and go

 

 

Brigitte Schulze

 

 

 

Dieses Gedicht weist eine bemerkenswerte, kaum noch zu steigernde Dichte auf, ohne an Sinnlichkeit einzubüßen. Es lebt zudem vom Rhythmus, der von der Geschichte vorgegeben ist und der sprachlich ausgezeichnet gestaltet wurde. Weiter so! WB

 

 

 

 

 

 

Brandung rollt
spiegelnde Wasser
gen Beton
schwarzes Eichenlaub
steht gen
blutroten Himmel
sitzt uns
der Vollmond im Nacken
gen Mitternacht

 

 

Stephan Bernhardt

 

 

Hier offenbart sich eine besondere Sicht des lyrischen Subjekts. Mit expressiver Sprache wird eine Situation neu interpretiert, die sonst häufig für romantische Deutungen herhalten muss. Dieser Text erschafft eine bekannte Realität neu, und zwar poetisch kraftvoll. WB

 



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